Umgang mit digitalen Medien

Mediennutzungsvertrag

Medienvereinbarung – altersgerechte Nutzung

In Zusammenarbeit mit dem Verein «Zischtig.ch» berichten wir im folgenden Text über die altersgerechte Nutzung der digitalen Medien im Kindergarten und der Primarstufe. Der Verein «Zischtig.ch» setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche eine gute Medienbildung und Prävention erfahren. So werden jedes Jahr rund 15’000 Kinder und ca. 12’000 Erwachsene für einen konstruktiven Umgang mit digitalen Medien durch den Verein geschult. Weitere Informationen zur Mediennutzung und dem Verein selbst finden Sie unter zischtig.ch.

Vereinbarungen zur Mediennutzung müssen immer wieder überarbeitet werden, damit sie zeitgemäss sind. Jedes Alter bringt neue Anforderungen.

„Der Mediennutzungsvertrag“ galt lange als DAS Mittel zur Disziplinierung der Kinder. Inzwischen besitzt jeder Haushalt mehrere Geräte und Dienste. Ihre Kinder nutzen Medien viel früher. Klar, dass man also immer wieder mal neu hinschauen und anpassen muss. Dieser Aufwand zählt heute genauso wie die Begleitung der Schullaufbahn zur elterlichen Verantwortung.

Mediennutzungsvertrag UND Regeln

Zu Beginn muss Folgendes gesagt werden: Diese Vereinbarungen sind in erster Linie eine Chance, Kindern über den Aushandlungsprozess für eine „sinnvolle Mediennutzung“ zu sensibilisieren und zu gewinnen. Was uns jedoch allen klar ist, dass dies im Alltag nicht immer so einfach umsetzbar ist. Die Erfahrung zeigt: Vor dem Kindergarten sind klare Regeln wichtig, Kinder in diesem Alter brauchen keinen Vertrag. Für die Jugendlichen ist es besser, wenigstens einfache Regeln zu haben, als Begleitung, die dann vielleicht aus Zeitgründen nie stattfindet.

Regeln für die Mediennutzung

Einfache Regeln

Damit Regeln funktionieren, müssen sie möglichst einfach sein. Zum Beispiel: Wann sind medienfreie Zeiten? Wie viel Medienzeit pro Woche sollten es maximal sein? Sicherheitsthemen wie „Umgang mit fremden Personen“, chatten und Socialmediaprofile sind geregelt. Idealerweise haben die Regeln auf einer Visitenkarte Platz.

Mediennutzungsverträge aushandeln

Essentiel bei den Vereinbarungen zur Nutzung von Medien ist, dass über dieselben gesprochen wird. Das Wichtigste daran: Das muss vorbereitet und durchdacht sein. Welche Punkte wollen wir regeln? Was will ich diskutieren? Muss ich dazu allenfalls noch Wissen vermitteln? Welchen Verhandlungsspielraum sehe ich?

Wer sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt hat, kann mit dem Kind ins Gespräch gehen. Planen Sie dabei ein Zeitfenster von mindestens 30 Minuten ein.

Unterstufe: Nicht jedes Detail

Nach einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema, werden Sie merken, dass man 1’000 Dinge regeln könnte. Sinnhaftigkeit, Einfachheit und Altersgerechtigkeit sind jedoch zentraler. Suchen Sie mit jeder Angleichung raus, wo es Gesprächs- und Regulierungsbedarf gibt. 

Für das Kindergartenalter und die Unterstufe bilden die Basis fünf einfache Regeln. Bevor das Kind ein eigenes Gerät hat, sollten Sie bereits die fünf Regeln mit Ihrer Tochter / Ihrem Sohn eingeübt haben. Hierfür lohnt es sich, dass Sie sich als Eltern schlau machen und das notwendige Fachwissen mitbringen.

Die fünf Regeln für die Mediennutzung:

Tipp für Eltern: Machen Sie sich über gute Kindersuchseiten als Alternative zu Google schlau und speichern sie diese allenfalls gleich mit ihrem Kind ab. (Beispiele: www.fragfinn.de / www.blinde-kuh.de )

Tipp für Eltern: Besprechen Sie mit Ihrem Kind mit welchen Personen es online spielen und chatten darf. Hinweis: In diesem Alter ist Ihrer Tochter / Ihrem Sohn nicht klar, dass auf Spielen auch Erwachsene sind, die sich als Kinder ausgeben und das Kind auf andere Apps oder Seiten locken möchte, um näheren Kontakt aufzubauen.

Tipp für Eltern: Besprechen Sie mit Ihrem Kind, was es im Internet niemanden erzählen soll und warum. Beispiele: Name, Alter, Geburtsdatum, Wohnort, Adresse, Hobbys, Informationen zur Familie. Zeigen Sie Ihrem Kind gegebenenfalls auf, wie schnell Sie selbst im Internet gefunden werden können, weil sie z.B. auf einer Rangliste oder einer Homepage einer Firma erscheinen.

Tipp für Eltern: Schauen Sie sich die Apps und Seiten auf die mein Kind gerne möchte im Voraus genau an und setzen Sie sich damit auseinander. Folgende Stichworte dienen als Orientierung:

  • Werbung
  • Chatten
  • In-App-Käufe
  • Passives konsumieren vs. selber gestalten

Tipp für Eltern: Besprechen Sie mit Ihrem Kind, was ein komisches Gefühl sein kann und dass man manchmal auch unabsichtlich auf komischen Seiten oder Apps landet. Folgende Personen sind mögliche Anlaufstellen für die Kinder: Eltern, Grosseltern, Geschwister über 18, Götti/Gotti, Nachbarn, Lehrpersonen und Schulsozialarbeit

Was Eltern von Kindergarten- und Unterstufenkinder wissen müssen:

Spielen ist immer wichtiger als Mediennutzung. Draussen Rumtollen, mit Freunden spielen, „Dräckle“, Sport und Rollenspiele sind wichtig für die Entwicklung des Gehirns.

Langeweile ist kein Grund für die Handy-, Tablet oder Fernsehnutzung. Helfen Sie Ihrem Kind Langeweile auszuhalten. Überlegen Sie gemeinsam, was mögliche medienfreie Aktivitäten sind. 

Geräte haben nichts im Kinderzimmer zu suchen. Wenn keine Geräte im Schlafzimmer sind, ist es einfacher den Medienkonsum des Kindes zu überwachen und gegebenenfalls einzuschränken.

Seien Sie darum besorgt, dass Ihr Kind eine Beschäftigung ohne Geräte in Ihrer Nähe hat, auch wenn Sie im Stress sind.  

Unterstützen Sie Ihr Kind dabei gesehene Medieninhalte zu verarbeiten. Nutzen Sie dazu Medien gemeinsam und sprechen Sie darüber. Das ist gleichzeitig auch Beziehungszeit.

Ihr Kind braucht eine klare Orientierung. Eine halbe Stunde pro Tag sollte die Maximaldauer sein. Mit einem Wecker, Küchenuhr oder Zeitgutscheinen können Sie Ihr Kind dabei unterstützen die Zeitlimiten besser einzuhalten. 

Verwenden Sie Bildschirmzeit nicht als Belohnung oder Bestrafung, dadurch werden die Geräte nur noch wichtiger.

Machen Sie sich schlau, was gute und was weniger gute Apps für Ihr Kind sind.

Hilfreiche Seiten sind:

Schützen Sie das Gerät Ihres Kindes. Bestenfalls kann sich das Gerät nicht einfach so mit dem Internet verbinden und auf dem Gerät befinden sich nur Apps, welche sie geprüft haben. Gehen Sie nur gemeinsam mit Ihrem Kind ins Internet.

Mittelstufe: Leitplanken geben

In der Mittelstufe erhalten die meisten Kinder ein Handy. Die bisherigen Vereinbarungen müssen nun abgelöst beziehungsweise verändert und auf das Mobiltelefon angepasst werden. Natürlich kann auch noch das Thema «Gaming» in den Vertrag miteinbezogen werden. 

Mit einem eigenen Handy kommen viele Herausforderungen auf Sie und das Kind zu. Ihr Sohn / Ihre Tochter muss einen massvollen Umgang mit dem Mobiltelefon erst noch erlernen. Ebenso ist ihrem Kind noch nicht bewusst, was angemessene beziehungsweise ungemessene Inhalte sind und wie es damit umgehen soll. 

Über die Nutzungsvereinbarung wird sichergestellt, dass Ihr Kinder über die Gefahren informiert ist und die Mediennutzung von Ihnen reguliert wird. Die Erfahrungen an Schulen zeigen, dass den Kindern bewusst ist, dass sie dabei auf die Unterstützung der Eltern angewiesen sind.

Auf der Seite von zischtig.ch finden Sie eine mögliche Mediennutzungsvereinbarung für Kinder aus der Mittelstufe. Das Beispiel kann als Inspiration für Sie oder gleich als Vereinbarung verwendet werden.